Bis 2019 war die Welt der Kunstrasensysteme mit diversen Kunststoffgranulaten gesegnet. Auf den Einsatz dieser als Mikroplastik eingestuften Materialien wird inzwischen verzichtet. Daher wird derzeit unterschieden zwischen
- unverfülltem Kunstrasen
- sandverfülltem Kunstrasen
Die unverfüllte Variante wird überwiegend im Hockeysport eingesetzt. Für den Fußballsport werden sandverfüllte Anlagen favorisiert. Im Vergleich zu den Plätzen mit Kunststoffgranulat sind die sandverfüllten Plätze für den Sportler weniger komfortabel. Sie punkten jedoch durch:
- geringen Pflegeaufwand = geringe Pflegekosten
- hohe Belastbarkeit (1.800 – 2.500 Jahresnutzungsstunden)
- weitgehende Witterungsunabhängigkeit
- guten Spielkomfort im Vergleich zum Hartplatz
Der Kunstrasen selbst besteht aus einem Trägergewebe, in welches die Kunstrasenhalme eingearbeitet sind (getuftet, verklebt). Die Halme selbst werden in unterschiedlichen Formen und Farben aus PE mit Zuschlagstoffen „extrudiert“. Unterschieden werden gerade Fasern, gekräuselte Fasern, spiralisierte Fasern sowie Mischformen. Es gibt auch Kunstrasensysteme, wo gerade und gekräuselte Fasern gemischt werden. Während die gerade Faser das Ballrollverhalten positiv gestaltet, sorgt eine gekräuselte Faser für einen guten Halt des Infills. Vereinfacht kann man sagen, dass Plätze mit gerader Faser bessere Spieleigenschaften haben, dafür aber mehr Pflege benötigen. Die gekräuselte Faser ist leichter zu pflegen, dafür rollt der Ball aber sehr schnell und bremst kaum ab.
Beim Sand-Infill bietet der Markt ebenfalls Vielfalt, wichtig ist hier rundkörnigen Sand der richtigen Korngrößen einzusetzen, diese können oft regional bezogen werden. Wer es exklusiv möchte, kann sich aber auch Marmorsand aus Nordafrika kommen lassen. Die Norm lässt hier vergleichsweise viel Freiraum, dabei ist der verwendete Sand von großer Bedeutung für das Gesamtsystem.
Unter dem Kunstrasen liegt eine elastische Tragschicht / Elastikschicht, welche für den vertikalen Kraftabbau bei Stürzen von Wichtigkeit ist. Diese hat bei guter Pflege eine Lebensdauer von ca. 30 Jahren und kann damit zwei bis drei verlegte Kunstrasen tragen. Die Lebensdauer eines Kunstrasens richtet sich neben der Qualität auch nach Pflege und Nutzung. Bei durchschnittlichen Bedingungen sind 12 – 15 Jahre zu erwarten. Durch den Austausch von Kunstrasen und Infill sowie Ausbesserung und Elastifizierung der Tragschicht kann dann der Platz weiter bespielt werden, ähnlich dem Belagwechsel auf einem Tischtennisschläger.
Beratung Kunstrasen-Kosten: Bau und Unterhaltung
Häufig werden bestehende Großspielfelder zum Kunstrasen umgebaut. Beim Naturrasen müssen organische Bodenschichten abgebaut werden, ab dann erfolgt der Neuaufbau. Bei Tennenplätzen müssen Deckschicht und Schichten abgebaut werden, die quellfähiges Material enthalten. Hier können bestehende Tragschichten oft ergänzt werden. Diese Arbeitsschritte müssen individuell bei jedem Platz neu abgewogen werden.
Die Drainage ist regelmäßig neu herzustellen. Ist der Tragschichtaufbau dann fertig, wird eine Porenschluss- und Ausgleichsschicht hergestellt, darüber dann eine elastische Schicht, die maßgeblich den vertikalen Kraftabbau bestimmt. Kunstrasen drauf, verkleben, Infill und Anpfiff!
Die folgende Tabelle zeigt Investitionskosten für den Platzaufbau, netto:
Preispannen | Platz in m² | |||||||
109*72 | ||||||||
Preis min | Preis max | Preis mittel | ||||||
Sand-Infill | 1,2 | 3,5 | 1,8 | 7850 | 14130 | |||
Kunstrasen | 14 | 24 | 17 | 7850 | 133450 | |||
elastische Schicht | 12 | 15 | 13,5 | 7850 | 105975 | |||
Porenschluss | 0,25 | 1,8 | 0,75 | 7850 | 5887,5 | |||
Tragschicht | 8 | 21 | 16 | 7850 | 125600 | |||
Drainage | 8 | 20 | 12 | 7850 | 94200 | |||
479242,5 |
Hinzu kommen Kosten für Ausstattung (Tore, Eckfahnen, Spielerkabinen, Pflegegerät…etc.), Nebenflächen, Baustelleneinrichtung, Ballfangzäune, Flutlicht, Barrieren, Bodengutachten, Architekt.
Pflege und Haltbarkeit
Im Vergleich zum Naturrasen ist der Pflegeaufwand für Kunstrasen sehr viel geringer. Es fallen keine Mäh- und Düngearbeiten an. Die Linierung ist permanent vorhanden und stark belastete Bereiche sind leicht und ohne Anwuchszeiten wieder herzustellen. An regelmäßigen Arbeiten steht das Glätten und gleichmäßige Verteilen des Gummigranulats an. Auch das regelmäßige Absammeln von Laub schützt den Kunstrasen nicht davor, über die Zeit hinweg Schmutz anzulagern und einen Lebensraum für Algen und Moose darzustellen. Diese müssen dann durch das Ausspülen und Reinigen das Granulats mit Spezialfahrzeugen entfernt werden. Eine Bewässerung ist nicht zwingend notwendig, verbessert aber die Bespielbarkeit im Hochsommer, wenn die trockene Fläche bei austauscharmen Wetterlagen ein überhitztes Mikroklima entwickelt.
Zukünftige Entwicklung
Für Sportvereine sind Kunstrasenplätze weiterhin eine gute Möglichkeit Sportflächen zu stärken, um auf gleicher Fläche mehr Sportstunden unterzubringen. Für den schonenden Umgang mit Natur und Landschaft sind Kunstrasensysteme ebenfalls attraktiv, da bei entsprechender Auslastung zwei weitere Großspielfelder nicht gebaut werden müssen. Um dauerhaft eine gute Ökobilanz zu erzielen ist es entscheidend, hier eine gute Recyclingquote zu erzielen. Bereits jetzt ist es möglich, bis zu 90% der Kunststoffmasse in die Wiederverwertung zu führen. Dies funktioniert jedoch nur unter optimalen Voraussetzungen. Ich gehe davon aus, dass im Anschluss an die Mikroplastikdebatte auch der Abrieb der Fasern betrachtet wird und das gesamte System „Kunststoffrasen“ bezüglich der mehrfachen Verwendung der Kunststoffe optimiert wird.
Für moderne Sportanlagen wird Kunstrasen weiterhin ein wichtiges Fundament bilden: hohe Belastbarkeit und Witterungsunabhängigkeit sind gerade vor dem Hintergrund der Konzentration auf weniger Großsportvereine dauerhafte Argumente.
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