Besitzer von Bäumen haften für Gefahren, die von diesen ausgehen. Der Gesetzgeber spricht hier von der sogenannten Verkehrssicherungspflicht. Bei Autos ist diese durch die Kontrolle beim TÜV vorgeschrieben. Bei Bäumen besteht für Privatpersonen zwar keine Pflicht einer regelmäßigen Kontrolle, sinnvoll ist diese jedoch sicherlich. Astabwürfe oder der Sturz eines Baumes können erheblichen Sach- und Personenschaden anrichten. Dabei ist die sogenannte fachliche Inaugenscheinnahme schon ausreichend, um im Falle eines Falles den Versicherungsschutz in Anspruch zu nehmen zu können. Wer auf diese Kontrolle verzichtet, muss im Schadensfall nachweisen, dass er nicht fahrlässig gehandelt hat – oftmals ein schwieriges Unterfangen.
Bei der Häufigkeit der Baumkontrolle wird zwischen Bäumen jungen, mittleren und fortgeschrittenen Alters unterschieden. Der Baum wird dabei vom Wurzelraum bis zur Krone auf mögliche Schadbilder untersucht. Und von diesen Schadbildern gibt es sehr viele, einige sehen dramatisch aus, können aber ungefährlich sein, andere sind eher unscheinbar, weisen aber auf eine drohende Katastrophe hin. Pilze, Morschungen, Risse, Höhlungen und Baumkrankheiten müssen dabei genauso erkannt werden wie Parasiten, Ernährungs- und Pflegefehler. Daher ist für die Beurteilung der Standsicherheit eines Baumes ein geübter Blick und Sachverstand erforderlich.
Der Bremerhavener Landschaftsarchitekt Lüder Hoppe hat bereits eine Vielzahl von Baumkontrollen durchgeführt und dabei auch kniffelige Fälle beurteilt. Er weist darauf hin, dass gerade von Pilzen befallene Bäume oft nur für wenige Wochen im Jahr als Problemfälle erkennbar sind. Weiterhin sei es gerade bei älteren Bäumen notwendig, diese nicht nur im belaubten, sondern auch im unbelaubten Zustand zu untersuchen.
Grundlage einer sorgfältigen Baumbeurteilung stellt die Sichtkontrolle dar. Hier gibt es anerkannte Vorgehensweisen, die den Baum in seiner individuellen Körpersprache erkennen. Jeder Baum ist in seiner Wuchsform ein Produkt seines Standortes und der statischen Belastungen, welche auf ihn eingewirkt haben bzw. einwirken. Diesen Kräften hat er durch ganz spezielle Symptomausbildungen Rechnung getragen. Ein erfahrener Baumgutachter kann diese individuellen Einzelsymptome bezüglich ihrer Bedeutung für die Stand- und Bruchsicherheit interpretieren. In vielen Fällen kann allein schon die Auswertung optisch erkennbarer Besonderheiten zuverlässige Aussagen bezüglich der Verkehrssicherheit ermöglichen.
Nur wenn äußere Symptome darauf hindeuten, dass im Inneren des Baumes Probleme bestehen, sei es zulässig, diesen mit Bohrungen auf den Grund zu gehen. Letztlich gibt es jedoch auch eine geringe Anzahl an Fällen, in denen ein Baumunglück nicht vorhersehbar ist. Hier spielen besonders die sogenannten Grünbrüche eine Rolle, die vorwiegend in der Mittagshitze vorkommen, wenn der Saftstrom abreißt und der Baum nicht mehr in der Lage sei, die hölzerne Statik durch den Aufbau von Zelldruck zu unterstützen.