Der nachfolgende Text beleuchtet eine Vielzahl von Aspekten der Sportanlagen im gesellschaftlichen Zusammenhang. Er gibt vielfältige Argumentationshilfen zur Begründung von Änderungen an bestehenden Sportanlagen und Neuanlagen.
These 1: demografischer Wandel führt zu neuen Sportanlagen.
Der Fußballplatz als Zentrum des dörflichen Sportlebens ist ein Auslaufmodell hieß es unlängst auf einer Fachtagung für Sportplatzbau.
Einig sind sich die Experten darüber, dass der gesellschaftliche Wandel, angetrieben von den Verschiebungen in der Altersstruktur, vor den Sportstätten nicht Halt machen wird. Der Sport als Freizeitbeschäftigung wird bei Jugendlichen spürbar anders ausgeübt als noch vor wenigen Jahren. Während der Sport bei den 5-10jährigen derzeit einen Boom erlebt, klagen erfahrene Übungsleiter über ein Nachlassen von Einsatz und Disziplin bei den Jugendlichen, Leistungsdruck wird immer häufiger vermieden. Doch der Stellenwert des Sports erlebt Veränderungen in allen Generationen: während Arbeitszeiten sukzessive verlängert werden und das Berufsleben stetig an Härte zunimmt, verliert der Sport seinen Stellenwert. Gleichzeitig erscheint ein ganz neues Klientel in den Sportvereinen.
Nie zuvor waren „die Alten“ so jung wie heute, nie zuvor war deren Anteil an der Gesellschaft so hoch wie jetzt, Tendenz steigend. Die von den Demographen seit langem vorhergesagte Veränderung in der Alterszusammensetzung beginnt zu greifen, mannigfaltige Veränderungen von der Gesundheitsreform bis zur Rentenreform durchziehen das alltägliche Leben. Sportvereine, die sich passiv dem Wandel aussetzen, werden Mitglieder verlieren und eine Mannschaft nach der anderen abmelden.
These 2: Nur der Wandel ist beständig – Trendsportarten erfinden sich immer wieder!
Sport ist Trends und Moden unterworfen. Die Trendsportarten der letzten Jahrzehnte waren:
- 1980er Jahre: Tennis, BMX, Windsurfen, Jogging, Aerobic
- 1990er: Fitness, Mountain Bike, Bungee, Inliner, Beach-Sport, Golf
- 2000er: Inliner, Nordic Walking, Kiting (in allen Variationen), Wellness
- 2010er: Skateboard-Revival, Nordic-Walking, Fitness, Hochseilgärten, Boule
Für das aktuelle Jahrzehnt zeichnen sich
- 2020er: E-Biking, Outdoor, Calistenics, Parcours, E-Sports, freie Sportausübung (ohne Verein / Anbieter), Kurssportangebote (Gesundheitssport), Yoga
als aussichtsreiche Kandidaten ab.
These 3: Im Verein war Sport am schönsten!
Im Bereich der kommerziellen Sportanbieter zeichnet sich über viele Jahre hinweg ein dauerhaftes Wachstum ab. In erster Linie leidet darunter der Vereinssport, gerade kleinen Sportvereinen fällt es schwer, dem schnellen Wechsel der Sportnachfrage zu entsprechen. Gleichzeitig knabbert die Ganztagsschule empfindlich an der Freizeit des Nachwuchses, während die Bereitschaft als Übungsleiter oder Trainer ein Ehrenamt anzunehmen weiter abnimmt.
Um als traditioneller Sportverein in der zunehmend kommerzialisierten Welt des Sports zu bestehen sind Innovationen und Nachfragenähe gefragter als je zuvor. Enge Kooperation mit kommerziellen Sportanbietern und Schulen wird gerade für kleine Sportvereine überlebenswichtig. In der Konsequenz sterben kleine Sportvereine, geben dabei die verbleibenden Sportler frei, welche dann oft zum attraktivsten Sportverein der Region wechseln – es findet eine Konzentration auf wenige, stark wachsende Vereine statt. Diese verfügen bereits – oder benötigen dringend: moderne Sportanlagen.
These 4: Me, Myself and I: Sport wird individueller!
Bestimmend für das Sportangebot in den nächsten Jahren wird die Nachfrage sein. Hier sind klare Entwicklungen zu erwarten:
Im Segment der berufstätigen Bevölkerung wird der Anteil der Bürotätigkeiten mit geringem Bewegungspotential weiter zunehmen. Daraus resultiert das weitere Wachstum gesundheitsorientierter Lifestyle-Sportarten mit dem Boom der Fitnesscenter an der Spitze. Da hier bereits ein reichhaltiges Angebot besteht ist mit einer quantitativen Zunahme nicht mehr zu rechnen. Das Angebot wird sich eher auf bestimmte Nischen spezialisieren. Der große Trend der nächsten Jahre ist im Zuge der demografischen Entwicklung im Seniorensport zu suchen. Die hier gefragten Sportangebote werden über die folgenden Eigenschaften verfügen:
- selbst bestimmbare Leistung
- variable Zeiten
- sportmedizinische Betreuung
- hoher Geselligkeitsfaktor / Lifestyle
Das bisherige Angebot vom Walking über Boule bis zur Wirbelsäulen- und Kardiogymnastik wird sich um neue Sportarten erweitern oder auch durch klassische Sportarten wie Tischtennis ergänzt. Hier werden neue Anbieter den Markt betreten, kommerzielle Elemente auch im Freiraum angeboten.
Der Vereinssport wird sich zunehmend dem Kinder-, Jugend- und Wettkampfsport zuwenden. Dabei wird besonders die Nachfrage nach gut ausgestatteten Vereinen wachsen, die den Kindern ein sicheres und komfortabel ausgestattetes Sportumfeld bieten, möglicherweise sogar ein familiäres Betreuungsangebot unterhalten. Möglicherweise wird diese Nachfrage jedoch auch durch ein erweitertes Schulangebot befriedigt.
These 5: E-Sport ist in das Sportangebot zu integrieren
Die klassischen Sportanbieter wissen mit dem Phänomen „E-Sport“ nicht umzugehen. Das Genre ist vielschichtig, schnellebig, international und technikaffin. Mit Stand 2020 wird unter Sport-Digitalisierung überwiegend verstanden, den Sport zeitnah zu veröffentlichen und das Internet als Marketingplattform zu nutzen.
Dabei zeigte sich im Corona-Shutdown für aufmerksame Beobachter ein großes Potential – Livestreams per Twitch haben oft Zuschauermengen, von denen Randportarten nicht einmal zu träumen wagen. Virtuelle Rennfahrer messen sich mit Formel 1-Piloten, und dank VR-Brillen und diversem Zubehör finden sogar klassische Sportarten wie Rennrad und Tischtennis ihren Weg in die Onlinewelt. Sportvereine und kommerzielle Sportanbieter hätten hier die Chance, einen Megatrend aufzugreifen.
- Der Sport insgesamt gewinnt an Bedeutung.
- Der Anteil gesundheitsorientierter Sportarten wird steigen.
- Der Anteil von leistungs- und wettkampforientierten Aktivitäten wird in allen Sportarten sinken.
- Die Zahl der Sportarten wird weiter zunehmen.
- E-Sport wächst unaufhaltsam!
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